In ewiger Erinnerung an unseren „Charly“
SÜDWESTPRESSE 07.07.2015
Kater lebt seit acht Jahren in der Grundschule
Seit acht Jahren geht Charly schon in die Grundschule Unterelchingen – auch in den Ferien und am
Wochenende. Der Schulkater wird von Schülern und Lehrern geliebt und bestens versorgt.
CLAUDIA SCHÄFER | 07.07.2015
Seit acht Jahren geht Charly schon in die Grundschule Unterelchingen
Ein etwa zehnjähriger getigerter Kater ist der heimliche Star der Grundschule Unterelchingen. Nach einer
Streunerzeit hat sich Charly das Schulhaus an der Hauptstraße als Zuhause ausgesucht und lebt seitdem
zwischen und mit Schülern und Lehrern. Eigentlich stammt Charly von einem Bauernhof in der Nachbarschaft.
Irgendwann gefiel es ihm aber dort nicht mehr richtig und er war immer öfter in und um das Schulhaus zu
finden. „Erst saß er im Pausenhof, dann in der Aula – und das auch nur stundenweise“, erinnert sich Schulleiterin
Gertrud Finkbeiner. Doch der Kater fand immer mehr Gefallen an seinem neuen Zuhause, blieb an Regentagen
den ganzen Tag imSchulgebäude und irgendwann auch in den Ferien. „Er hat sich die Schule als Bleibe
ausgesucht“, sagt Finkbeiner.
Inzwischen hat Charly diverse Schlafplätze in den Klassenzimmern, eine Futterschüssel in der Aula und ein
Katzenklo gleich neben den Schülertoiletten. Seine Lieblingsplätze während des Unterrichts sind ein Sitzsack
und der Fensterplatz neben Finkbeiners Lehrerpult in der dritten Klasse. Die Kinder lieben den getigerten
Kater. „Durch Charly lernen die Schüler Rücksichtnahme“, ist sich Finkbeiner sicher. Im Umgang mit dem
Kater gelten genaue Regeln: Charly darf gestreichelt, aber nicht hochgenommen oder gejagt werden. „Das
bekommen die Erstklässler oder neue Schüler ganz schnell von ihren Mitschülern gesagt“, berichtet Finkbeiner.
Ist eine Klasse zu laut, zeigt Charly sein Unbehagen auf Katerart: Dann verlässt er seinen Ruheplatz und
stolziert aus dem Klassenzimmer, auf der Suche nach einer ruhigeren Bleibe. Das wissen die Unterelchinger
Grundschüler und sind deshalb besonders leise, wenn Charly in ihrem Zimmer ist.
Probleme wegen des Katers habe es noch nie gegeben, sagt die Schulleiterin. Die Eltern seien vielmehr
„begeistert“ über die Schulkatze: „Es gibt doch einige, die kein Haustier haben, es aber gut finden, wenn ihr
Kind den Umgang mit Tieren lernt.“ Auch mögliche Katzenallergien seien noch nie ein Thema gewesen,
betont Finkbeiner. „Irgendwie spürt Charly, zu wem er nicht so nah hinsollte.“
Auch in den Ferien und an den Wochenenden wird Charly umsorgt. Finkbeiner schaut jeden Tag in der Schule
vorbei. Ist sie selbst einmal im Urlaub, besucht ein ehemaliges Elternbeiratsmitglied den Kater. Selbst
Handwerker, die in der schulfreien Zeit Reparaturen ausführen, kümmern sich um den Vierbeiner und bringen
ihm etwas zu fressen mit. Zur guten Pflege des Schulkaters gehören auch regelmäßige Impfungen und
Entwurmungskuren beim Tierarzt. Istder Kater krank, nimmt die Schulleiterin ihn auch mal ein paar Tage
mit nach Hause. Weil sie selbst einen Hund hat und Charly sich nur in der Schule zu Hause fühlt, ist das
immer „nur eine Notlösung“, sagt Finkbeiner.
Sie hofft, dass Charly noch viele Jahre durch die Klassenzimmer stromert und es sich am Rand ihres Pults
gemütlich macht. Ein bisschen merke man dem Schulkater sein Alter aber schon an, bedauert Finkbeiner:
Um auf das Lehrerpult zu kommen, braucht Charly wegen seiner Arthrose inzwischen eine Treppe aus einem
kleineren Tischchen und einem Stuhl.
… Und am Mittwoch, 15. Juli 2015 um 18:30 im SWR Baden Würtemberg kam Charly im TV!
Charly ist immer dabei :-). Auch im Advent ist unser Charly mitten unter uns und passt auf, dass alles klappt!
Und Nottüren müssen bewacht werden, denn Charly ist unser Sicherheitskater 😉
Morgens um 7:00 Uhr
Leider erkrankte unser Charly sehr, und wir mussten vor den Sommerferien 2016 von unserem
Schulliebling schweren Herzens Abschied nehmen. Wir Kinder begleiteten ihn auf seiner kranken
Reise, litten mit ihm mit. Auf dem Schoße von Frau Finkbeiner schlief er friedlich ein. Wir werden
immer an ihn denken, daher wird er in unseren Herzen und Erzählungen weiter leben.
Schön, dass wir dich hatten, lieber Charly!